Sophie Dvořák lotet in ihrer künstlerischen Praxis unterschiedlichste Mapping-Techniken, vorwiegend aus Bereichen der Kartographie und Astronomie in allen nur denkbaren Perspektiven aus. In ihren Arbeiten untersucht sie Realwelt-Konstellationen, die komplexe Projektionsmethoden in zweidimensionale Kartenwerke und dreidimensionale Globen und Modelle übertragen. Dabei dekonstruiert und befragt sie die Ordnungsschemata, Funktionsweisen und Hierarchien dieser wissenschaftlich etablierten Darstellungsmodelle. Referenzpunkte spielen dafür eine zentrale Rolle und erhalten neue Bezugsachsen.
Im Rahmen der Ausstellung "A Constellation of [un]known Reference Points" traten die Künstlerin Sophie Dvořák und der Systemanalytiker und Diagrammatikforscher Gerhard Dirmoser in einen vom Kunstraum Memphis initiierten Dialog. In der entstandenen Analyse "Diagrammatische Überblicksstudie zum Werk von Sophie Dvořák" etabliert Dirmoser „Konstellation“ als grundlegende Binnenordnung in Dvořáks Arbeiten und um das komplexe „Zueinander“ der einzelnen „Referenzpunkte“ in der Ausstellung zu beschreiben. Er nähert sich dem Begriff anhand der Thesen einer zentralen Schrift des deutschen Philosophen und Medienwissenschaftlers Dieter Mersch mit dem Titel Epistemologien des Ästhetischen (2015) und kommt zu dem Ergebnis, „…dass jede bewusst gesetzte bzw. sich in kulturellen Praxen ergebende „Konstellation“, mit visuellen Mitteln – also nonverbal – „Sinn“ formiert. So gesehen bietet jede Ausstellungsordnung ein „Sinngefüge“."*
In jüngst entstandenen Arbeiten, die verschiedenste Materialien modellhaft in Wechselwirkung treten lassen, durchdringen fluide Massen Kartenfragmente und führen zu Verwerfungen und materialen Ausfaltungen. "Quasi im Labor werden tektonische Phänomene studiert und Topographien im Kleinformat entfaltet. Gipsmassen vollziehen quasi-geologische Transformationen in beschleunigter Form. Jahrmillionen tektonischer Krafteinwirkung werden auf wenige Tage wechselwirkender „IntraAktion“ komprimiert. Mit diesen Arbeiten der selbsttätigen Materialien beginnt ein neuer Abschnitt der Sichtbarkeit und Sichtbarmachung. Für diese Modellwelten bleiben alle Darstellungstechniken weiterhin relevant. Alle Ebenen der Relationalität und somit alle Ordnungsmuster (Medialität, Topologie, Projektion, Kodierung, Szenographie) bleiben gültig, nur die realweltlichen Referenzpunkte gehen verloren. Sie sind nun im Rahmen einer Modelltheorie neu zu denken.“*